Der Gang auf die Waage ist für den einen kein Ding oder sogar essenziell, bei anderen steigt direkt der Blutdruck und ist ein super Auslöser für Stress im Alltag.
Im medizinischen Bereich oder Profisport kann eine Waage unabdingbar sein. Bei starkem Untergewicht kämpfen Patienten um jedes Gramm Gewichtszunahme, beim Boxer können Gewichtsklassen davon abhängen.
In diesem Text geht es um Otto-Normal-Bürger, der in der Regel „abnehmen“ möchte.
Was heißt das eigentlich? Wenn es nur darum geht, Gewicht zu verlieren, dann kann ich auch Muskelmasse verlieren, damit leichter werden, aber einen relativ höheren Körperfettanteil haben. Für die meisten bedeutet das Wort eher, es soll Körperfett verloren werden. Häufig durch eine Diät, besser durch eine dauerhafte Ernährungsverbesserung oder -umstellung. Wenn sich ansonsten nichts ändert, wäre es „abnehmen“. Dann kann ich mich auf die Waage stellen und hoffe jedes Mal, dass der Zeiger weniger anzeigt.
Ups, auf einmal macht er das nicht. Aber beim Gürtel muss ich schon ein Loch enger machen. Wie kann das sein?
Der Körper ist ein lebendes System und nicht statisch. Du müsstest für ein absolut vergleichbares Wiegeergebnis also jeden Tag die gleichen Bedingungen haben. Das funktioniert natürlich alleine aufgrund von Deiner Ernährung, Deiner Flüssigkeitszufuhr, Blasen- und Darmfüllung usw. nicht. Und daraus können mehr als nur ein paar Gramm Gewichtsdifferenz entstehen. Du kannst also Dein Gewicht als einen langfristigen Trend sehen, möglichst jeden Tag zur selben Uhrzeit darauf steigen und die Ergebnisse in einer Tabelle oder App tracken.
Und die Körperfettwaage?
Wenn es denn also wie oben beschrieben darum geht, vor allem den Körperfettanteil zu verringern, könnte dann nicht eine Waage mit Messung des Körperfettanteils die Lösung sein? Wenn Du sehr viel Geld ausgibst, dann ja. Leider kosten zuverlässige und professionelle Waagen in diesem Bereich bis zu 8.000 €. Die klassische Waage, die zwei Sensoren hat, auf die Du die Füße stellst, misst dann vor allem die Beine. Die sind im Verhältnis aber eher uninteressant. Du bräuchtest mindestens eine Waage, die auch Handsensoren hat, aber auch hier ist die Messung im Haushaltsbereich zu ungenau und dann hast Du ein tolles Abbild des Körperfettanteils der Beine und Arme. Leider nicht aus dem Bauch- und Hüftbereich.
Aber der Spiegel…
Wir Menschen haben eine ganz erstaunliche Fähigkeit zum Verdrängen des Offensichtlichen. Da wird der Bauch eingezogen, der Spiegel leicht schräg nach vorne gestellt, die Muskeln angespannt, das Licht geändert…
BMI
Der BMI ist ein rein mathematisches Verhältnis aus Gewicht in kg zu Körpergröße in Metern im Quadrat. Der BMI berücksichtigt keine signifikanten anatomischen Unterschiede, wie z.B. ein breites Becken bei Männern oder eine deutlich höhere Muskelmasse. Damit kann ein sehr muskulöser Mensch nach BMI übergewichtig sein. Gleichzeitig ein Mensch der eher hager ist, aber einen hohen und ungesunden Körperfettanteil mit viel viszeralem Fett (an den Organen angelagertes Fett), nach BMI im Idealbereich liegen.
Ja was denn nun?
Tatsächlich sind die Lieblingshose, die auf einmal wieder locker passt oder der Gürtel, der enger geschnallt werden muss, sehr zuverlässige Indikatoren. Auch ein T-Shirt wirkt auf einmal länger, wenn es nicht mehr über dem Bauch spannt.
Das Körpergefühl ist ein anderes. Es ruckelt weniger an der Hüfte, das diffuse Völlegefühl wird weniger, das Energieniveau steigt.
Als messbares System wäre hier die sogenannte Waist-to-hip-ratio zu nennen. Also das Verhältnis von Taillen- zu Hüftumfang.
Auch im Gesicht sind Änderungen schnell zu sehen. „Du bist aber schmal geworden“ ist meistens eine Reaktion auf ein konturiertes, „schlankes“ Gesicht.
Der Zeiger auf der Waage stagniert oder geht nach rechts
Stellt jemand etwas mehr um, also gesunde Ernährung, bewegt sich mehr und macht vielleicht auch ein wenig Kraftsport, dann kann das reine Ergebnis auf der Waage sogar eine Gewichtszunahme bedeuten. Entscheidend ist, dass sich der Körperfettanteil verringert oder stagniert, bei gleichzeitiger Zunahme der Muskelmasse.
Bleibt noch, einen Mythos etwas zu relativieren. Muskeln seien schwerer als Fett. Joooooo, ein wenig, aber nicht signifikant. Ein Liter Muskelgewebe sollen 1,06 kg wiegen, ein Liter Fettgewebe 0,92 kg.