In der COVID-Berichterstattung habe ich häufiger Berichte gelesen, in denen über Menschen geschrieben wurde, die scheinbar fit und trainiert, trotzdem einen schweren Krankheitsverlauf hatten und auch nach der Genesung nicht wieder richtig gesund sind. Es geht mir jetzt nicht um die Aspekte, die eventuell zu einer schweren oder leichten Corona-Erkrankung führen. Das überlasse ich denen, die daran forschen. Mir geht es vielmehr um das Bild der Fitness und Gesundheit.
Was ist eigentlich fit?
Hierzu schreibt der Duden
- in guter körperlicher Verfassung, sportlich durchtrainiert
- leistungsfähig, tüchtig, qualifiziert, befähigt
„Duden | fit | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft“. Zugegriffen 7. September 2020. https://www.duden.de/rechtschreibung/fit.
Wer gilt in der Öffentlichkeit als fit?
Wer vor allem körperliche Attribute, wie Muskelmasse oder einen geringen Körperfettanteil mitbringt, wird als fit bezeichnet. Auch wer mehrfach die Woche intensiv Sport treibt oder trainiert (oder zumindest das Fitnessstudio betritt), gilt einfach mal als fit.
Im Freundes- und Bekanntenkreis werden ebenfalls meistens all diejenigen als fit angesehen, die häufig Sport treiben. Körpermerkmale spielen dann gar keine so große Rolle mehr. Aus körperlichen Attributen wird vor allem dann auf Fitness geschlossen, wenn jemand einem nicht persönlich bekannt ist.
Also ist fit eine körperliche Anpassung an die Ansprüche, denen ich meinen Körper aussetze. Das ist das sogenannte SAID-Prinzip – special adaptation to imposed demand. Fit muss dabei nicht mit hoher Muskelmasse oder einem geringen Körperfettanteil einhergehen. Jemand der fit aussieht, kann das auf seinem Gebiet auch sein, in einem anderen Bereich die Erfordernisse an die spezifische Fitness oder Anforderungen aber nicht erfüllen. Umgekehrt genauso.
Aber bedeutet fit auch gesund?
Dazu auch zunächst die Deninition von „gesund“:
- keine Störung im körperlichen, psychischen und geistigen Wohlbefinden aufweisend; durch Krankheit nicht beeinträchtigt, keine Schäden durch Krankheit aufweisend
„Duden | gesund | Rechtschreibung, Bedeutung, Definition, Herkunft“. Zugegriffen 7. September 2020. https://www.duden.de/rechtschreibung/gesund.
Im Idealfall ist man beides. Fit und gesund. Wenn in den Berichten aber von Hobby-Sportlern berichtet wird, die ein Profi-Sportler Pensum absolvieren (nur ohne die professionelle Begleitung aus Ärzten und Therapeuten), zweifle ich die Gesundheit zumindest an. Wenn ich einen offensichtlich steroiden Bodybuilder sehe, der 6 x in der Woche intensiv trainiert, mag er zwar nach gewissen Maßstäben fit sein. Gesund ist er (auf Dauer) ziemlich sicher nicht. Ebenfalls könnte eine Hobbysportlerin, die sich auf einen Ironman-Triathlon vorbereitet und 5-6 x Woche zweimal täglich trainiert, hohe Entzündungswerte aufweisen. Sie bereitet sich und ihren Körper auf eine extreme Belastung vor. Wird dann nicht mit ausreichender Regeneration, Trainingsvarianz und Ernährung geantwortet, ist sie zwar fit für den Wettkampf, aber nicht zwangsläufig gesund. Ebenfalls kann ich durch Äußerlichkeiten nichts über Stress, Depressionen, Erkrankungen oder ein schwaches Immunsystem sagen. Wie ist die Ernährung? Wird geraucht? Alkoholkonsum?
Gesundheit geht auch mit einem zeitlichen Begriff einher. Bin ich momentan gesund oder nur kurz gesund? Gesund bis zur nächsten Verletzung oder Krankheit? Ab welchen Verletzungen oder Krankheiten versagt der Begriff der generellen Gesundheit? Wenn ich eine Erkältung habe, bin ich jetzt gerade nicht gesund, befinde mich aber grundsätzlich bei guter körperlicher Gesundheit. Also gibt es noch weitere Faktoren, die die Gesundheit beeinflussen können. Die kennen die meisten von uns. Übergewicht, Bewegungsmangel, unzureichende oder unausgewogene Ernährung mit Nährstoff und Vitaminmangel und/oder zu hoher Energiedichte, Bluthochdruck usw.
Also viele der Messdaten, die auch bei Check-Ups durch den Arzt erhoben werden. Dabei muss ich nicht fit aussehen (nach den gängigen Stereotypen), um sehr gesund zu sein.
Der Idealzustand: fit und gesund
Fit und gesund definiere ich für mich nicht damit, überdurchschnittlich muskulös zu sein oder einen sehr geringen Körperfettanteil zu haben. Ich möchte einfach soviel Mensch wie möglich sein und meine Potenziale nutzen. Für mich bedeutet es, am Leben teilzunehmen. Mein erklärtes Ziel ist es weitgehend schmerzfrei (es darf auch mal irgendwo ziepen oder zwicken, aber nicht als Dauerzustand), beweglich und im medizinischen Sinne gesund, alt zu werden. In einem Körper, in dem ich mich wohlfühle. Dabei möchte ich so dynamisch und kräftig sein, dass ich mindestens den normalen Anforderungen des Alltags mit verschiedenen Antworten begegnen kann – und gerne darüber hinaus.
Wie setze ich das um?
Zunächst bin ich ein soziales Wesen und in Kontakt und Austausch mit anderen. Bewege mich regelmäßig in mäßiger Intensität. Fast täglich fahre ich mit dem Rad, gehe längere Strecken, mache Ground Movements und Ground Transitions. Fordere mich regelmäßig mit intensiveren Natural Movement Einheiten – springe, hebe, trage, hangel usw. Ich lasse den Komfort nicht über alles siegen, betreibe Selbstfürsorge und versuche meine Grenzen zu wahren. Reflektiere Situationen, lerne daraus und setze viele meiner Träume in die Realität um. Ernähre mich natürlich, ausgewogen und sozialverträglich, ohne zu einer Ernährungsform zu konvertieren und nur zu verzichten (nichts spricht gegen ein gelegentliches Stück Torte). Ich gönne mir Ruhe und schlafe ausreichend. Überrasche meinen Körper und trainiere seine Adaptionsfähigkeit, indem ich nicht zu sehr in Routinen verfalle. Lache und habe Spaß. Ich lebe nach meinen Begriffen natürlich und ohne Verzicht.