Man hat den Lockdown kommen sehen und trotzdem ist es etwas anderes, wenn es tatsächlich so weit ist. Ich bin da gerade sehr ambivalent in meinen Gefühlen. Viele haben investiert, Hygienekonzepte erstellt und verzichtet und die Schließungen stoßen jetzt natürlich bitter auf (Entschädigungen hin oder her). Einige Regelungen werden wahrscheinlich von den Gerichten gekippt werden – vielleicht aber auch bestätigt. Von daher vertraue ich in die Gewaltenteilung in Deutschland (auch wenn die parlamentarische Legitimation gerade nicht vorbildlich ist). Es ist ein Spagat zwischen der Einsicht der Notwendigkeit der Beschränkungen zugunsten des Allgemeinwohls und den persönlichen Freiheiten, die jeder gerne hätte.
Der Großkonzern Bürger ist gescheitert
Die Sache ist ja andererseits auch – wir hatten viel selbst in der Hand, um einen Lockdown abzuwenden. Jeder einzelne muss mehr tun – aus Angst vor einem Konflikt wurde der Mundschutzträger nicht darauf angesprochen, dass es ein Mund-NASE-Schutz ist. Und der Lappen, aus einem Küchenhandtuch genäht, nicht irgendwo hängen soll, sondern dicht anliegen. WiewardasnochmitdemAbstand? Ich nehme mich da nicht aus.
Die Regeln sollten die anderen einhalten, aber jeder hatte eine Argumentation für sich, warum jetzt gerade davon abgewichen werden konnte. In der Politik wird von uns Bürgern immer gelacht, wenn der Großkonzern sich freiwillig selbst verpflichten sollte – funktioniert ja eh nicht. Jetzt ist der Großkonzern Bürger kollektiv gescheitert. Dabei waren wir nur im Bereich des „Mehr-als-die-Ordnung-verlangt“ freiwillig selbst verpflichtet. Ansonsten waren wir durch die jeweils gültige Verordnung verpflichtet. Eine Verordnung regelt ein Gesetz. Schuld ist in vielen Kommentaren und Beiträgen die Obrigkeit, die die bestehenden Regeln nicht kontrolliert und durchgesetzt hat. Aber brauchen wir immer erst jemanden der uns ermahnt?
Mehr Mut tut not
Es wird immer die Unbelehrbaren geben, denen Solidarität egal ist (was bei exponentiellem Wachstum leider fatal sein kann). Es liegt also ab sofort an jedem, der ein Interesse an weniger drastischen Regelungen und weiteren Lockdown hat, mehr Mut zur Konfrontation zu haben. Der Winter ist noch lang und die Pandemie wird uns noch einige Zeit begleiten. Und eigene Konsequenz. Nicht alles, was per Verordnung erlaubt ist, muss auch gemacht werden. Es sollte immer ein Abwägen aus gesellschaftlicher Verantwortung sein. Meine Mutter berichtete mir von der Insel La Palma, wo es völlig normal ist, auf geringen Abstand und fehlende oder falsch getragene Masken aufmerksam gemacht zu werden. Und wenn es nur der Fingerzeig auf die eigene Maske ist. Wieso begehre ich nicht auf, wenn ich in einem Café keinen Kontaktzettel bekomme …
Ich zumindest werde mir vornehmen, weniger konfliktscheu zu agieren, weiterhin eine Maske im öffentlichen Raum tragen und die AHA-Regeln einhalten.
Du bist nicht alleine
Bleibe in Kontakt mit Deinem sozialen Umfeld. Nur mit Distanz. Gehe raus in die Natur, bewege und ernähre Dich gut. Tue Dir selbst Gutes. Das hat Einfluss auf Deine psychische Verfassung. Versuche die Möglichkeiten zu sehen und reflektiere, welchen Einfluss die Situation zukünftig auf Dein Handeln hat. Wenn Du vor der aktuellen Situation Angst hast, versuche Deine Gefühle und Bedürfnisse dahinter zu verstehen.
Eins ist mir dabei wichtig: In einer komplexen Welt sind einfache Lösungen sehr verlockend. Glaubt nicht den falschen Propheten, Leugnern und Schwindelärzten. Die Situation ist leider ernst, komplex und hat viele Grautöne und nicht nur schwarz oder weiß.
Wenn Du einen Gesprächspartner brauchst, Lösungen für Dich und Deine Angst erarbeiten möchtest oder die Situation Dich stresst. Ich bin für Dich da.
Ich gehe jetzt in den Wald meine Seele lüften.