Warst Du auch schon einmal überreizt? Wie bei allem geht es auch beim Thema Reize um die Balance. Zu viel schadet genauso, wie zu wenig.
Wobei ich hier zwei Aspekte voneinander getrennt betrachten möchte. Während wir unsere Psyche durch extrem viele Reize und zu wenige Pausen eigentlich permanent überfordern, unterfordern wir den Rest unseres Körpers. Der anhaltende Stress, den wir uns psychisch machen, setzt fatalerweise auch eine ganze Kette im Körper in Gang, die uns eigentlich zur Pause zwingen soll – wir ignorieren die Signale nur permanent.
Bei Stress werden Energiereserven des Körpers freigesetzt. Der Körper verlangt nach Nahrungsmitteln für schnelle Energie. Die Lust auf Süßes, wenn es stressig wird hat hier ihren Ursprung. Der Körper schaltet dann irgendwann in eine Art Notbetrieb. Wir sind ständig müde und energielos.
Zu viel Reiz ist nicht gut und zu wenig?
Die Antwort ist Dir wahrscheinlich schon bewusst. Auch nicht. Nehmen wir einmal unsere Füße. Sie sind für barfuß laufen auf verschiedensten Untergründen gemacht. Die Fußsohlen sind vollgepackt mit Rezeptoren, die auf Druck und Temperatur reagieren. Auf diese Reize, reagiert der ganze Körper mit Anspannung, Entspannung und Körperhaltung. Wenn Du einmal barfuß gehst oder rennst, wirst Du merken, wie Dein Körper auf harten Untergründen federnder und weicher reagiert und sich beim Laufen auf weichen Untergründen versteift.
Verspannungen können ihre Ursache auch in viel zu weichen Matratzen haben. Auch hier werden alle Reize, auf die der Körper reagieren könnte, weg gedämpft. Der Körper wird nur zur Hälfte beansprucht, wenn ich nur aus halben Höhen aufstehe. Also aus einer sitzenden Position vom Stuhl oder Bett.
Für die Körperresonanz ist das in etwa so, als würdest Du mit dicken Handschuhen versuchen irgendwo eine kleine Schraube reinzudrehen. Du fühlst – nichts.
Im Training spricht man vom Trainingsreiz. Es braucht also eine Belastung, die den Körper dazu veranlasst eine Anpassung vorzunehmen. Der Körper ist da ziemlich rigoros. Was nicht benutzt wird, baut er ab. Wenn Du schon einmal einen gebrochenen Knochen hattest, ist der Anblick des Körperteils nach sechs Wochen Gips ziemlich ernüchternd.
Viele Ideen für mehr Reize in Form von Bewegung bekommst Du in meinen Bewegungskursen.
Kommen wir noch einmal auf den Stress zurück. Er ist für unsere Entwicklung und die ganze Evolution des Menschen ein treibender Faktor. Hier geht es um die Balance zwischen Entspannung und Anspannung. Nur Stressvermeidung führt dazu, dass dich kleinste Auslöser völlig aus der Bahn werfen. In Atemtechniken wie der Wim Hof Method geht es sogar darum Körper und Geist regelmäßig Stress auszusetzen, um resilienter zu werden und eine Art Sensorkalibrierung vorzunehmen.
In der Ernährung besteht die Reizarmut darin, dass wir viel zu wenig Ballaststoffe und natürliche Lebensmittel zu uns nehmen. Kauen ist häufig auch nicht mehr wirklich nötig. Die Überreizung besteht aus großen Mengen stark verarbeiteter Lebensmittel mit hoher Energiedichte. Zu einseitig, zu viele Kohlenhydrate vor allem in Form von Zucker, zu viele ungesunde Fette und Chemie im Essen. Nicht jedes Essen muss ein Festmahl sein. Überreizung besteht auch in zu wenigen Essenspausen, vor allem einer ca. zwölfstündigen Pause zwischen Abendessen und erster Mahlzeit, damit der Körper mit der Autophargie beginnen kann.
Dein Körper ist für Reize gemacht. Jede Regelmäßigkeit stellt irgendwann eine Anpassung und Gewöhnung dar. Überrasche Deinen Körper ruhig. Breche aus Regelmäßigkeiten aus, damit die Anpassungsfähigkeit erhalten bleibt.
Fazit: Reize Deinen Körper ein wenig mehr, aber überreize ihn nicht. Auf Dauer wirst Du dadurch stärker, gesünder und widerstandsfähiger.