Chronische Rückenschmerzen sind nicht normal. In keinem Alter.
„Da sind sie in guter Gesellschaft“, sagte mir der Arzt. Echt jetzt?! Ich war anfang 30 und brauchte morgens einige Zeit, bis ich wegen meiner Schmerzen im unteren Rücken gerade stehen konnte. Und das schon seit 9 Monaten. Ich war verunsichert und hatte Angst, dass ich mir, durch das schwere Heben in meiner Zeit als Zimmerer, doch nicht nur den ein oder anderen Hexenschuss, sondern einen ernsthaften Bandscheibenvorfall eingehandelt hatte.
Rückenbeschwerden haben bei den AOK-Versicherten 2020 die Erkältungskrankheiten als Grund für eine Arbeitsunfähigkeit überholt. Fast jeder 10. Versicherte war einmal im Jahr aufgrund von Rückenschmerzen krankgeschrieben. Bei vielen Menschen sind die Schmerzen sogar chronisch und die Ursachen können in vielen Fällen nicht eindeutig geklärt werden, wie Dir dieser extreme Erfahrungsbericht zeigt. Rückenschmerzen können den Alltag und die Lebensgestaltung so stark dominieren, dass die Lebensqualität extrem leidet.
Die Ursache war bei mir nicht Muskel x und Faszie y. Auch nicht Bandscheibe z und auch nicht das schlussendlich blockierte ISG. Die Ursache war ein krasses Bewegungsdefizit, bzw. die einseitige Belastung durch das damalige stundenlange Sitzen am Schreibtisch im Büro. Das hat als Symptom zu muskulären und faszialen Dysbalancen und der monatelangen ISG-Blockade geführt und konnte nicht durch zweimal Training in der Woche, im Fitnessstudio an Geräten (wieder im Sitzen), mit isoliertem Muskeltraining, kompensiert werden.
Ich bin mit fast 44 Jahren schmerzfrei und beweglich.
Die ISG-Blockade konnte ich zwar lösen, aber die Ursache war noch nicht behoben und das Vertrauen in meinen Körper nicht wieder hergestellt. Das begann sich zu ändern, als ich mit komplexen mehrgelenkigen Übungen beim Kettlebell- und Schlingentraining begonnen hatte. Ein Weg, der mich zu MovNat Natural Movement und damit zu vielseitiger und „menschgerechter“ Bewegung gebracht hat. Seit ich Natural Movement in mein Leben integriert habe und Bewegungen in aller Regel im Alltag dankbar annehme oder suche, sind die Schmerzen weg. Es gelingt mir immer besser mich integral zu bewegen, weich, dynamisch, entspannend oder fordernd. Natürlich trainiere ich auch gezielt, aber über den Tag verschwimmen oft genug die Grenzen.
Es geht um Bewegungsannahme, nicht um Bewegungsvermeidung.
Bei einem Probetraining für meinen Kurs URBEWEGUNG -natural human movements frage ich immer nach dem Ziel. Die Antwort ist zu fast neunzig Prozent: „beweglicher werden“.
Dem Gegenüber steht unser Streben nach Komfort um fast jeden Preis. Damit einher geht das Paradoxon, dass wir häufig mehr Zeit mit der Planung der Bewegungsvermeidung verbringen, als die damit verbundene Bewegung einfach anzunehmen.
Es ist eine Einladung zum Gehen, wenn der nächste Parkplatz nicht vor der Tür, sondern weiter entfernt von zu Hause gefunden wird. In den 20 Minuten, die sonst „um den Block“ gefahren wird, kann ich auch laufen. Ebenso, wenn die Bahn oder der Bus überfüllt ist oder ich auf einer kurzen Strecke, einige Male umsteigen muss, mit den damit verbundenen Wartezeiten. Ich habe die Wahl – warten oder laufen. Telefonieren mit Headset im Stehen oder Hocken, Meetings ohne Stühle, freiwillig den Einkauf tragen und in der Mittagspause nach draußen gehen. Es gibt unzählige Möglichkeiten für einen bewegten Büroalltag, abseits von Betriebssport und BGM. Ein höhenverstellbarer Schreibtisch nutzt dann etwas, wenn er mehrmals am Tag benutzt wird. Eine Halbrolle, kann als Fußwippe, für das Dehnen der Wade und für Balanceübungen während der Arbeit benutzt werden.
Es ist einfach, über den Tag verteilt ein wenig Diskomfort einzubauen, um Bewegung zu provozieren, denn die beste Position, ist die nächste Position. Ohne regelmäßige und gleichmäßig über den ganzen Tag verteilte Bewegung keine Beweglichkeit. Ich möchte hier auch noch einmal betonen, dass es um Bewegung geht. Nicht Sport und nicht Training.
Was sich nicht bewegt, geht kaputt – die Instant-Lösung gibt es nicht.
Rückenschmerzen sind ein Millionengeschäft, aber aus meine Erfahrung als Trainer kann ich Dir sagen – es gibt kein Wundermittel gegen Rückenschmerzen, die aus einem Bewegungsdefizit entstehen. All die Pflaster, Salben und Pillen beheben nur kurzfristig das Symptom. Es liegt also an Dir, ob Du wirklich etwas ändern willst. Ich empfehle Dir an dieser Stelle auch meine Artikel „Will ich wirklich?“ und „Die Angstzone meistern„. Die Beseitigung der Schmerzen scheitert ja meistens nicht am Wissen, sondern an den inneren Widerständen und zu wenigen Reizen für den Körper.
Quick-Tipps aus meinen Erfahrungen
- Die Auslöser sind meistens muskulär
- Es gibt nicht die Rückenschmerzen. Wo genau?
- Wirbelblockaden manuell lösen lassen
- Die Ursache liegt oft auf der Vorderseite. Muskelspannungen in Brust, Bauch und den Hüftbeugern rekalibrieren, je nach Ort der Beschwerden.
- Vorsichtige Torsionen zum Lösen von ISG-Blockaden
- Oberschenkelrückseite und Gesäß rekalibrieren
- Muskeln benutzen (Last) und Muskeln entspannen/dehnen. Maximale Längenänderungen
- Viel Hocken und auf dem Boden bewegen
- Barfuß gehen und Minimalschuhe tragen
- Harte Matratze benutzen
- Abwechslung bei der Arbeit. Sitzen, gehen beim Telefonieren, stehen, Mittagspause für einen Spaziergang nutzen, Akten tragen usw.
- Head to Toe. Dysbalancen im gesamten Körper checken (lassen). Eine „verkürzte“ Brustmuskulatur in Kombination mit schwacher Rückenmuskulatur ist z.B. häufig die Ursache für Rückenschmerzen im oberen Bereich der Brustwirbelsäule
- Schwache Muskulatur vielseitig und komplex trainieren. Z.B. mit Schlingentrainer, Kettlebells, Bodyweight und Natural Movement
Meine Angebote für mehr Bewegung
Menschgerecht, gesund und bewegt leben. Schaue Dich im Angebot von NATÜRLICH GESUND um oder vereinabre ein Personal Training mit mir.
Kein Team muss „Rücken“ haben. Wie wäre es mit einem Workshop, mit vielen Ideen für einen bewegten Büroalltag, abseits von Yoga, BGM und Betriebssport, um Dein Team zu stärken.